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Selbstjustiz - Wenn Facebook zum Richter wird

Facebook, Twitter oder andere soziale Netzwerke sind Orte, an denen Menschen unterschiedlichster Persönlichkeiten aufeinander treffen. Dass es dabei zu Meinungsverschiedenheiten kommt, ist genauso selbstverständlich, wie gewollt.

Kaum ein Thema beschäftigt die Nutzer mehr, als Situationen, in denen Personen, die (vermeintlich) moralisch verwerfliche Taten begangen haben, durch Dritte oder durch äußere Umstände, ihre "gerechte Strafe" erfahren. Oftmals bekommen Kommentare, gerade bei solch unkommentierten Meldungen, wie der von "Faktastisch", die sich positiv gegenüber der "Gerechtigkeit" äußern, massiven Zuspruch. Da es aber auch Nutzer gibt, die diese Form der Strafe ablehnen, entsteht eine emotional verseuchte, von Totschlagargumenten geprägte Diskussion.

Letztendlich läuft es darauf hinaus, dass die Befürworter versuchen, durch emotionale Verknüpfung des Themas mit ihrem Antagonisten, diesen zu verunsichern. Dabei entstehen Sätze wie "Stell dir doch mal vor, es wäre deine Familie!" oder "Würdest du immer noch so argumentieren, wenn es dein(e) Tochter/Sohn/Freundin/Freund/etc. wäre?". Nein, natürlich nicht. Denn dann ist man emotional eingebunden und klar wünscht man dem Täter dann nur das Schlechteste. Dass dies jedoch rational gesehen die komplett falsche Handlungsweise wäre, ist uns in diesem Moment nicht bewusst. Die meisten solcher Kommentatoren vergessen das leider und erkennen den Unterschied zwischen dem, was man sich wünscht und dem, was richtig ist, nicht!

Bevor dieser Artikel komplett ins Philosophische abdriftet, möchte ich folgenden Abschnitt kurz halten: Nein, ich halte es nicht für richtig, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Wie schon im Artikel zu den Terroranschlägen in Barcelona, passt auch hier wieder das Zitat Gandhis: "An eye for an eye only ends up making the whole world blind." Solange es Menschen gibt, die ihren Rachegelüsten nachgehen, wird es immer Gewalt geben und (nach Gandhi) die "ganze Welt blind sein". Wo ist denn der Unterschied zwischen dem "U-Bahn-Treter" und denjenigen, die ihn verprügelt haben? Gewalt bleibt Gewalt, egal zu welchem Mittel sie benutzt wird. 

Wer diesen Kreislauf durchbricht, diesem Menschen anstatt Gewalt, Hilfe und die Chance auf Wiedereingliederung in das soziale Leben anbietet, der beweist in meinen Augen wirkliche Stärke. Natürlich, Strafe im Sinne einer Haft im Gefängnis ist unumgänglich und, wenn diese dazu genutzt wird, die Hintergründe und Motive der Tat aufzudecken, wichtig!

Grundsätzlich sehe ich in jedem Menschen das Gute. Wie weit man aber mit dieser "Taktik der Vergebung" gehen kann, ob sie auch auf Mörder oder Vergewaltiger anzuwenden ist, entscheidet nicht zuletzt der Einzelfall. Oftmals bleibt hier leider nur eine lebenslange Haftstrafe. Gewalt ist dabei jedoch keine Lösung!

 

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