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Unter Linken - Meine erste Demonstration

DIE aUSGANGSSITUATION

Zum Gedenken der getöteten Zivilisten durch die alliierten  Bombenangriffe im Jahr 1945 auf Nordhausen veranstaltete die rechtsextreme Kleinpartei "Der III. Weg" einen Fackelmarsch durch die Kreisstadt. Das "Bündnis gegen Rechtsextremismus Nordhausen" rief unter dem Motto "Töne der Toleranz" zur Gegendemonstration auf. Tag der beiden Kundgebungen sollte Samstag, der 17.02.,sein.

Der Verlauf

Die Gegendemonstration startete um 14 Uhr auf dem Bahnhofsplatz in Nordhausen. Neben dem "Bündnis gegen Rechtsextremismus" beteiligten sich unter anderem auch die Parteien der Linken, der Grünen und die SPD sowie deren Jugendorganisationen. Der Veranstalter schrieb auf Facebook, rund 400 Teilnehmer "setzen ein klares Zeichen gegen Faschismus". Realistischer sind die Zahlen der Polizei, welche in der Thüringer Allgemeine veröffentlicht wurden: Dort ist von etwa 250 Gegendemonstranten, welche 200 Teilnehmern des Fackelmarsches gegenüberstanden, die Rede.

 

Nach etwa einer Stunde bewegte sich die Masse langsam Richtung August-Bebel-Platz - dem Startpunkt der Kundgebung des "III. Weges". Die Polizei sperrte die Straßen großräumig ab, sodass jeglicher Kontakt der beiden Parteien unmöglich wurde. Gegen 17:00 Uhr, mit grünen Fahnen, Trommeln und Fackeln "bewaffnet", begaben sich nun auch die Rechtsextremisten auf ihren Weg. An der Volksbank näherten sie sich etwa 100 Meter der Gegendemonstration und wurden mit Pfiffen und Sprechchören begrüßt. Der offizielle Teil beschränkte sich danach auf ein kulturelles Programm, bestehend unter anderem aus einer Trommelgruppe und Redebeiträgen. Etwa 80 Antifaschisten probten eine Sitzblockade, sodass der Fackelmarsch umgeleitet werden musste. Außerdem soll es laut der "Volksbewegung Nordthüringen" zu Ausschreitungen gegen die Polizei gekommen sein. 

Meine einschätzung

Hass. Und davon auf beiden Seiten, sowohl bei den Demonstrationen als auch im Nachhinein auf Facebook, nicht gerade wenig. Am meisten daran stören mich allerdings die Pauschalisierungen, es scheint nur schwarz und weiß zu geben, und wohin diese führen. "Ihr habt den Krieg verloren" oder "Eure Kinder werden so wie wir" ist im ersten Moment ganz lustig, führt aber dazu, dass sich Personen, welche zwar mit rechtspopulistischen Meinungen sympathisieren und ob der derzeitigen politischen Lage verunsichert sind, aber bisher (noch) keine extremen Positionen angenommen haben, immer weiter in ihre Rolle als "böser Nazi" gedrängt fühlen und sich irgendwann auch mit dieser identifizieren, sich also radikalisieren (von "Nazischweine!" oder "Nazipest" mal ganz abgesehen). Genauso ist die Darstellung der Gegenseite, alle Teilnehmer der Kundgebung "Töne der Toleranz" seien gewaltbereite Antifaschisten, vollkommen haltlos. Entspräche diese Auffassung der Wahrheit, wären ich - und viele andere - der Demonstration von Anfang an ferngeblieben. Meine Motivation lag darin begründet, rechtsextremen Positionen keinen Platz geben zu wollen und friedlich (!) gegen diese zu protestieren.


Wünsche, gerade von jemand so politisch Unbedeutenden, wie mir, sind nur schwer zu realisieren. Trotzdem habe ich einen: Weniger Gewalt und stumpfe Beschimpfungen (dazu zähle ich auch die unglaublich müßige und definitiv nicht zielführende Debatte, welche der Gewalten - ob links oder rechts - nun schlimmer sei), dafür mehr reden. Hierfür wäre natürlich die Bereitschaft beider Lager nötig - und daran scheitert es dann meist auch. Es scheint, als kenne man auf beiden Seiten das Wort "Dialog" nicht mehr und lässt lieber die Fäuste sprechen. Wohl bekomms...

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