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Drehung um 180 °

Die politischen Ansichten spiegeln sich sehr häufig in der Selbstachtung wider. Das heißt: Mit sich selbst unzufriedene Menschen neigen häufig dazu, viel zu einfache Antworten auf komplexe Fragen ("Wie können wir die Flüchtlingskrise lösen?" "Wir schließen unsere Grenze und die Flüchtlinge können sehen, wo sie bleiben!") zu akzeptieren und sich von ihnen blenden zu lassen. Dies nutzen Parteien wie die AfD schamlos aus - sie versuchen gar, die Unzufriedenheit mit Parolen noch weiter zu steigern.

 

Wie schon im Einleitungstext meines Blogs geschrieben, war auch ich bis Mitte 2016 in diesem Glauben behaftet. Ohne diesen Wort für Wort wiedergeben zu wollen, hier die Kurzform: Ich war von 2013 bis 2014 und ab September 2015 bis Mitte 2016 AfD-Sympathisant. Zu Beginn besaß diese, heute rechtsnationale Partei, noch eurokritische Elemente. Ich war also in den Jahren 2013/14, auch beeinflusst durch die seit 2010 anhaltende Griechenlandkrise und die Bestrebungen Großbritanniens, die EU zu verlassen, keinesfalls rechtsnational oder sogar -extrem eingestellt, sondern hatte lediglich Bedenken ob der Zukunft der Europäischen Union. Und da brachte gerade die Alternative für Deutschland - so jedenfalls meine Denkweise "damals" - neuen Wind in die alten politischen Strukturen.

 

Nachdem ich mich jedoch relativ schnell wieder in eine andere politische Richtung bewegte, folgte 2015 ein Ereignis, was die politische Landschaft erschüttern sollte und auch heute noch Nachbeben hinterlässt. Die Rede ist natürlich von der Flüchtlingskrise.

 
Leider war ich zu dieser Zeit aufgrund äußerer Umstände (eine Erklärung dieser wäre hier fehl am Platz) sehr leicht zu beeinflussen, privat als auch politisch. So habe ich mich hinter die stupiden Äußerungen extremer Gruppen gestellt und war von den Aufmärschen in Erfurt und Dresden regelrecht begeistert. Da auch Ende 2015 und im Frühjahr 2016 keine Besserung der Flüchtlingskrise in Sicht war, blieb ich der Meinung - und dies formuliere ich nun sehr überspitzt - die Asylsuchenden seien für meine schlechte persönliche Lage verantwortlich.

Erst ab Sommer 2016, begünstigt durch die Besserung meiner persönlichen Umstände und dem Abebben des Flüchtlingsstromes, reflektierte ich, welchen Gruppen und Personen ich da eigentlich hinterherlaufe. Natürlich steckt hinter diesem Wandel ein Prozess - wie für so viele Dinge gibt es keinen Schalter, den man umlegen kann. Auch ist eine politische Einstellung niemals endgültig, da sie sich, wie die Persönlichkeit, ständig weiterentwickelt.

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